Iv
übrigen Völker ist nur so viel ausgenommen, als für das
Verständniß der deutschen nöthig oder förderlich schien.
Wie bei der Darstellung der Universalgeschichte, so war
auch bei der der vaterländischen Geschichte meine Absicht,
neben dem Hauptzwecke, ein der Fassungsgabe der Mittlern
Bildungsstufe angepaßtes und mit sorgfältigster Berücksichti-
gung der neuesten Forschungen ausgearbeitetes Lehrbuch zu
liefern, noch zwei vielfach gefühlten Bedürfnissen abzuhelfen.
Das erste ist die Vermeidung alles Gehässigen bei der un-
vermeidlichen Berührung kirchlicher Verhältnisse. Der
zweite Punkt ist die engere Verbindung der Geogra-
phie mit der Geschichte, auf welche der Schüler unab-
lässig hingewiesen werden muß, wenn anders er irgend eine
lebendige Anschauung von den Weltbegebenheiten erhalten
soll. Zu diesem Zwecke sind nicht nur drei Uebersichten von
dem geographischen Zustande Deutschlands im 1., im 16.
und im 19. Jhrdrt. in den Text ausgenommen, sondern auch
die beiden ersten durch zwei beigegebene, dem Texte genau
entsprechende Karten versinnlicht. Außerdem enthält die letz-
tere (größere) Karte sämmtliche im Texte vorkommenbe und
daher geschichtlich merkwürdige Orte und Laudestheile, sowohl
in Deutschland als in den angrenzenden Ländern, insofern
sie nicht schon aus der ersten Karte aufgesührt sind. Möchte
die Absicht, den Schüler dadurch zu veranlassen und zu ge-
wöhnen, die Geschichte nicht ohne fortwährende geographische
Anschauung zu erlernen, durch die stete Hinweisung auf die-
selbe Seitens des Lehrers, erreicht werden! Für die preußi-
schen Lehranstalten wird die Beifügung einer nicht zu dürfti-
gen Uebersicht der braudenburgisch-preußischen
Geschichte als eine die Brauchbarkeit des Buches unter-
stützende Zugabe bezeichnet werden dürfen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
52 Theilung des fränkischen Reiches im Vertrage zu Verdun.
beiden Brüder gegen ihn und besiegten ihn bei dein Flecken Fonte-
nay in Burgund (841). Diesen Streit benutzten die beiden von
Karl den: Gr. zu einer unnatürlichen Einheit verbundenen und von
gegenseitigem Nationalhasse erfüllten Völker, die Deutschen und Ro-
manen, um selbstständige Staaten zu bilden. Dies geschah, jedoch
in unvollkommener Weise, durch den Vertrag zu Verdun 843.
Denn es erhielt
a) Lothar: 1) das fränkische Italien, 2) Mittelfran-
ken, d. h. ein großes Gebiet zwischen den beiden Reichen seiner
Brüder im N. bis zur Nordsee, im S. bis zum Mittelmeer rei-
chend, im Allgemeinen westlich begrenzt von der Schelde, Maas,
Saone uitd Rhone, im Osten vom Rhein und den Alpen. Der
südliche Theil dieses Länderstrichs bis zu den Quellen der Maas
und Mosel wurde Burgund, der nördliche von Lothar Ii. Lothrin-
gen genannt.
b) Ludwig der Deutsche: 1) Ostfranken, d. h. alle deutsche
Länder östlich vom Rhein, Anfangs (bis 870) mit Ausnahme Fries-
kands und einiger ripuarischer Gebiete, und (mit Rücksicht auf die
kirchliche Eintheilung Deutschlands durch den heiligen Bonifacius)
auf den: westlichen Rheinufer die Sprengel von Mainz, Worms
und Speier; 2) die slavischen Länder an der Elbe, Saale und
dem Böhmer-Walde, die jedoch zu dem fränkischen Reiche in einem
sehr zweifelhaften Abhängigkeitsverhältnisse standen.
e) Karl der Kahle: West franken, d. h. alle fränkischen
Länder, welche westlich von Lothar's Reich lagen, bis zu den Pyre-
näen und jenseits derselben die sogenannte spanische Mark.
So behielt Lothar zwar mit dem Kaiserthnm auch dessen kirch-
lichen und politischen Mittelpunkt: Rom und Aachen, allein sein
Antheil war ohne alle nationale Grundlage. Diese war hingegen
in Ludwig's und Karl's Reiche vorhanden: Ludwig war König der
Deutschen, Karl König der Franzosen geworden.
M
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
TM Hauptwörter (200): [T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Lothar Maas Lothar_Ii Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_der_Kahle Karl Lothar Ludwig Ludwig Karl_König Karl
118
Die pragmatische Sanction.
Savoyen bewährte sein Feldherrntalent von Neuem in der glänzend-
sten Weise, indem er zwei so bedeutende Siege, den einen bei Peterwar-
dein, den andern bei Belgrad erfocht, daß die Türken im Frieden (zu
Passarowitz) dem Kaiser alles Eroberte (den Banat, Theile von Ser-
vien und der Wallachei) lassen mußten. Einen so vortheilhaften Frie-
den hatte Oesterreich noch nicht mit den Türken geschlossen. So
konnte sich der Kaiser gegen Spanien wenden, und er schloß mit
Frankreich und Großbritannien, unter Voraussetzung des (später er-
folgten) Beitrittes Hollands, die sog. Quadrupelallianz zur Auf-
rechthaltung des Utrechter Friedens, dessen Bestimmungen nur dahin
abgeändert wurden, daß Savoyen für Sicilien vom Kaiser Sardi-
nien als Königreich erhielt.
2) Die pragmatische Sanction. Die Macht des Hauses
Habsburg stand damals ans ihrem Gipfel. Durch die neuen Erwer-
bungen seit dem Utrechter Frieden war Oesterreich mehr als je der
Mittelpunkt des europäischen Continents geworden, da es ans der
einen Seite an die östlichen Staaten reichte und auf der andern Ita-
lien und Belgien in eine so nahe Berührung mit dem westlichen und
südlichen Europa kam, daß es von jedem bedeutenden Ereignisse noth-
wendig mit berührt werden mußte. Karl's Hauptsorge während sei-
ner übrigen Regierungszeit war, beim Mangel an männlichen Nach-
kommen diese aus so weit von einander getrennten und aus so ver-
schiedenartigen Bestandtheilen zusammengesetzte Ländermasse auch nach
seinem Tode seinem Hause zu erhalten, da eine Untheilbarkeit nicht
gesetzlich feststand. Zu diesem Zwecke erließ er unter den: Namen
pragmatische Sanction eine Erbfolgeordnung, welche 3 Punkte
festsetzte: 1) die sämmtlichen zur österreichischen Monarchie gehörigen
Länder sollen nie getheilt werden, 2) dieselben fallen in Ermangelung
männlicher Nachkommen an Karl's Töchter und deren Nachkommen
nach dem Rechte der Erstgeburt, 3) stirbt diese Linie ans, so erben
die Töchter Joseph I. und deren Descendenten. Das Hauptziel sei-
ner Politik war, dieser pragmatischen Sanction im In- und Aus-
lande Anerkennung zu verschaffen.
Dem Beschlüsse, wodurch das deutsche Reich dieselbe anerkannte, widerspra-
chen Baicru und Sachsen. Letzteres suchte er durch seine Unlerstützung bei der
Bewerbung um die Krone Polens zu gewinnen und verwickelte sich dadurch in
einen Krieg, durch welchen er einen Theil der gegen vielsache Opfer garantirten
Länder verlor.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Joseph_I.
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Oesterreich Spanien Frankreich Hollands Utrechter_Friedens Sicilien Oesterreich Belgien Europa Sachsen Polens
Ständische Verfassungen in Deutschland. 135
Die Angelegenheiten des Bundes werden durch eine Bundes-
versammlung zu Frankfurt am Main besorgt, in welcher alle Glieder
des Bundes durch ihre Bevollmächtigten theils einzelne, theils Ge-
sammtstimmen führen (im Plenum 70, in dem engern Rathe 17).
Alle Mitglieder des Bundes haben gleiche Rechte. Sie sind ver-
pflichtet, sowohl ganz Deutschland, als jeden einzelnen Bundesstaat
gegen jeden Angriff in Schutz zu nehmen und garantiren sich gegen-
seitig ihre sämmtlichen unter dem Bunde begriffenen Besitzungen; sie
dürfen einander unter keinerlei Vorwand bekriegen, noch ihre Strei-
tigkeiten mit Gewalt verfolgen, sondern müssen deren Entscheidung
durch die Bundesversammlung vermitteln lassen. Das Bundescon-
tingent wurde auf 300,000 Mann verschiedener Waffengattungen
festgesetzt und in 10 Armeecorps nebst einer Reserve-Division getheilt,
wovon Oesterreich und Preußen je 3, Baiern 1 zu stellen haben, zu
Bundesfestungeu wurden Luxemburg, Mainz und Landau bestimmt,
zu denen später Germersheim, Rastatt und Ulm hinzukamen.
In dem 13. Artikel der deutschen Bundesacte war auch die
Einführung landständischer Verfassungen in aller: Staaten Deutsch-
lands verheißen, aber da über das Prinzip dieser Verfassungen rrichts
Näheres festgesetzt war, so war die Ausführurrg dieses Artikels der
Bundesacte sehr verschiedenartig: in Oesterreich blieberr die alten
Postulaten - Landtage der einzelnen Provinzen mit dem Rechte der
Steuer ver the i lung und Berathung über Provinzial - Angelegenhei-
ten, Preußen erhielt zunäckst ebenfalls Provinziallandtage mit begut-
achtendem Einfluß ans die Gesetzgebung, eben so Holstein, die mei-
sten übrigen erhielten allmälig besondere Versassungsgesetze. In
vier deutschen Staaten: Braunschweig, Sachsen, Hessen-Cassel
und Hannover, war die Einführung constitutioneller Verfassun-
gen nach dem Beispiele der Pariser Julirevolution (1830) durch
innere Unruhen herbeigeführt worden. Hannover verlor jedoch,
als es 1837 von Großbritannien getrennt wurde und König Ernst
August (ff 1851) zur Regierung gelangte, die kaum in's Leben getre-
tene Verfassung wieder, welche nach langem Streite mit den Stän-
den durch eine andere ersetzt wurde. In Preußen bildete König Frie-
drich Wilhelm Iv., der seinem Vater 1840 in der Regierung folgte,
aus den sämmtlichen Mitgliedern der 8 Provinziallandtage einen
„vereinigten Landtag", dem er das Recht der Bewilligung neuer
Steuern und Anleihen verlieh (1847).
Ein wichtiger Schritt für die Herstellung einer größeren Ein-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst August Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankfurt_am_Main Deutschland Oesterreich Baiern Luxemburg Mainz Landau Germersheim Rastatt Oesterreich Holstein Sachsen Hessen-Cassel Hannover Pariser_Julirevolution
Erster Zeitraum.
Die deutschen Völkerschaften von den ältesten Zeiten bis §it
ihrer Vereinigung in ein selbstständiges deutsches
Reich 843.
8- 1-
Geographie des alten Deutschlands oder Germaniens.
1) Das Land.
a) Nanie und Ausd ehnung. Unter Germanien ver-
standen die Römer das Land vom Rhein bis zur Weichsel und den
Karpathen, und von der Donau bis zur Nord- und Ostsee, so daß
es also im Osten (einen Theil von Polen) und im Norden (Jüt-
land, die dänischen Inseln und die vermeintliche Insel Scandia wer-
den von Ptolemäus zu Germanien gerechnet) bedeutend mehr, im
S. und W. dagegen viel weniger umfaßte, als das heutige Deutsch-
land. Das Land in dieser Ausdehnung nannten sie Großger-
manien, oder das transrhenanische, auch barbarische Germanien im
Gegensätze zu dem römischen Germanien, d. h. den von ihnen erober-
ten und von germanischen Stämmen bewohnten Landschaften auf
dem linken Rheinnfer.
b) Die Gebirge Deutschlands von den Quellen der Donau
bis zu den Karpathen werden ursprünglich unter dem allgenreinen
Namen des hercyirischen Waldes begriffen (welche Gebirge
nach neueren Benennungen umfaßt derselbe also?); später, als man
mit den einzelnen Gebirgen genauer bekannt geworden war, wurde
jener Name auf die Gebirge des östlichen Germaniens beschränkt,
und die einzelnen Theile erscheinen nun unter besonderen Namen.
Die übrigen, nicht zum hercynischen Walde gerechneterr Gebirge
waren: der Taunus (in dem Winkel zwischen Main und Rhein),
der Teutoburger Wald (die Wasserscheide zwischen Lippe und
Ems einerseits und der Weser andererseits).
Pütz deutsche Gcsch. 5. Aufl.
1
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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142
Größte Ausdehnung des französischen Kaiserreichs.
Regentenhause eine Art von Legitimität zu geben, schied sich Napo-
leon von seiner bisherigen Gemahlin, der edlen Josephine, und hei-
rathete (2. April) 1810 die Tochter Kaisers Franz Ii. Marie
Louise, die ihm (20. März) 1811 einen Sohn gebar, dem er den
Titel eines Königs von Rom beilegte.
Bei einem Besuche der verbündeten Könige und Fürsten in Paris im Win-
ker 1809 hatte Hieronymus Hannover, der König von Sachsen für sein Herzog-
thum Warschau einen ansehnlichen Zuwachs in Westgalizien erhalten und zwi-
schen den übrigen waren eine Reihe von Abtretungen zur Abrundung ihrer Ge-
biete festgesetzt worden. Der Fürst Primas (früher Kurfürst von Mainz) des
Rheinbundes (Karl von Dalberg) trat sein souveränes Erzbisthum Negensburg
an Baiern ab, hörte auf geistlicher Fürst zu sein, und es warb für ihn das neue
Großherzogthum Frankfurt gebildet (aus Frankfurt, Fulda, Hanau, Wetzlar,
Aschaffenburg).
Als Napoleon's Bruder Ludwig, weil er, Holland nicht durch die
rücksichtslose Ausführung der Kontinentalsperre zu Gruilde richten wollte,
zu Gunsten seines Sohnes abdankte, erklärte Napoleon diese Verfü-
gung für ungültig und vereinigte ganz Holland mit
Frankreich. Unter demselben Vorwände und mehrmaligen Ver-
sicherungen, den Rhein nicht überschreiten zu wollen, zum Trotz,
wurden die norddeutschen Küstenländer: ein großer Theil des König-
reichs Westphalen, die Hansestädte, das Großherzogthum Berg, Ol-
denburg und Ostfriesland (als 3 Departements) dem Kaiserreiche
einverleibt.
Nach dieser neuen Erweiterung zählte das Kaiserreich 130 De-
partements und erstreckte sich den Küsten des westlichen und südlichen
Europas entlang voll der Mündung der Elbe bis Triest und Corfu. *)
3) Napoleon's Feldzug gegen Rußland 1812.
Das gute Einverständniß, welches zwischen Napoleon und Alex-
ander seit ihrer persönlichen Zusammenkunft zu Erfurt (1808) ge-
herrscht hatte, mußte allinälig schwinden, da Napoleon sich fortwäh-
rend Gewaltschritte in der auswärtigen Politik (Vereinigung Gali-
ziens mit dem Herzogthum Warschau), selbst gegen nahe Verwandte
(Oldenburg) des russischen Kaiserhauses erlaubte und von Rußland
eine strengere Beobachtung des (von ihm selbst durch sog. Licenzen
umgangenen) Continentalsystems forderte, während das russische Ca-
binet zugleich eiusah, daß die Fortdauer dieser Contiilentalsperre den
*) S. die 28. Karte von Spruner's hlstorisch-geogr. Atlas.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Josephine Franz_Ii Franz Marie
Louise Hieronymus_Hannover Karl_von_Dalberg Karl Ludwig Ludwig Napoleon Napoleon Napoleon Continentalsystems
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Win- Sachsen Warschau Westgalizien Mainz Erzbisthum_Negensburg Baiern Frankfurt Frankfurt Fulda Hanau Wetzlar Aschaffenburg Holland Holland Frankreich Rhein Ostfriesland Europas Triest Corfu Oldenburg
Bei dem Verleger dieses Buches sind ferner folgende Lehr- und
Lesebücher von demselben Verfasser erschienen:
Ornndriss der Geographie und Geschichte der alten, Mitt-
lern und neuern Zeit für die Obern Klassen höherer Lehranstalten.
Erster Band: das Alterthum, Siebente, unbearbeitete Auflage. 27
Bogen. 1852. 25 Sgr.
Desselben Buches zweiter Band: das Mittelalter, mit zwei Karten
von Deutschland (1. vom alten Germanien im ersten Jahrhdrt. nach
Chr. 2. von Deutschland nach seiner Einteilung in zehn Kreise,
nebst Angabe sämmtlicher historisch merkwürdiger Orte) und einer
Uebersicht der Geschichte der deutschen Litteratur. Fünfte, verbes-
serte Aullage. 16 Bogen. 1851. 20 Sgr.
Die letzte Karte einzeln 4 Sgr.
Desselben Buches dritter Band: neuere Zeit. Fünfte verbesserte Auf-
lage. 20 Bogen. 1852. 20 Sgr.
Chronologisch-tabellarische Uebersicht der Geschichte
der Staaten des Alterthums, für Schulen. Zu jedem Handbuche der
Geschichte zu gebrauchen, gr. 4. 1834. 5 Sgr.
Grundriß der Geographie und Geschichte für die mittler» Klassen
ter Gymnasien und für höhere Bürgerschulen. Erste Abt Heilung: das
Alterthnm. Siebente, verb. u. verm. Auflage. 10 Bogen. 1851. 10 Sgr.
Desselben Buches zweite Abtheilung: das Mittelalter. Sechste, verbesserte
und vermehrte Auflage. 9 Bogen. 1851. 10 Sgr.
Desselben Buches dritte Abtheilung: die neuere Zeit. Fünfte verbesserte und
vermehrte Auflage. 9 Bogen. 1851. 10 Sgr.
Deutsches Lesebuch für die mittler» Klassen höherer Lehranstalten, mit
Sach.rklärungen und Andeutungen zur ästhetischen Erläuterung poetischer
Stücke. Zweite, verbesserte Aufl. 23 Bogen. 1846. 22% Sgr
Deutsches Lesebuch für die ober» Klassen höherer Lehranstalten, mit den
nothwendigsten Erläuterungen und einem biographisch-litterarhistorischen An-
hänge, gemeinschaftlich mit H. I. Remacly heransgegeben. Zweite, verm.
und verb. Auflage. 36 Bogen. 1845. l Thlr. 10 Sgr.
Lehrbuch der österreichischen Vaterlandskunde zur genaueren Kennt-
niß ter wesentlichsten historischen, geographischen und statistischen Verhältnisse
des österreichischen Staates. 15 Bogen. 1851. 20 Sgr.
In Commission:
Nie Ueberreste deutscher Dichtung aus der Zeit vor Einfüh-
rung des Christenthums. Für den Schulgebrauch erläutert. 4 Bo-
gen in Ouart. 1851. ?% Sgr.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Germanien Deutschland Kennt- Ouart
— 83 -
zum Unterschiede vom älteren Scipio. Aus seiner glücklichen Muße, in welcher er fortan im Umgange mit Gelehrten, Dichtern und Künstlern lebte, wurde er uoch einmal auf den Kriegsschauplatz gerufeu.
Die Einwohner der Stadt Nnmantia in Spanien, beim jetzigen
Soria in Altcastilien, führten seit längerer Zeit schon einen hartnäckigen Krieg gegen Rom, und da die römischen Heere solche Niederlagen erlitten hatten, daß kein Feldherr mehr einen neuen Angriff unternehmen wollte, so übertrug man dem Scipio das Commando' Es gelang ihm, nach einer Belagerung von fünfzehn Monaten die Stadt zu erobern; er fand sie aber wüste und menschenleer, da sich die Bewohner selbst durch Feuer und Schwert getödtet hatten. Er erhielt nun auch den Ehrennamen Numautinus. Dies geschah im Jahre 133 v. Chr. G.
Um dieselbe Zeit erhielt Scipio aus Rom die Nachricht von
dem Tode seines Schwagers Tiberins Sempronius Gracchus, mit
dem er sich in politischen Dingen entzweit hatte.
Dieser Tiberius Gracchus war nebst seinem Bruder Cajus ein Sohn der Cornelia, der Tochter des älteren Africanus; Scipio hatte seine Schwester zur Frau. Er war unter der Leitung seiner trefflichen Mutter herangewachsen und hatte sich schon früh vor Ear-tbago und Numautia durch persönliche Tapferkeit und Umsicht hervorgethan. Dennoch war es nicht kriegerischer Ruhm, durch den er glänzen wollte, sondern er richtete seine Thätigkeit auf ein anderes Gebiet des Staatslebens. Die Verhältnisse der einzelnen Stände im Volke lagen damals im Argen. Seitdem die Macht des römischen Staates sich über das südliche Europa, über Asien und Afrika ausgedehnt hatte, war an die Stelle der früheren Einfachheit der Sitten und der Genügsamkeit Prachtliebe, Schwelgerei und Habsucht getreten. Dabei waren die unteren Stände immer mehr verarmt, und der Reichthum, die Ehrenstellen und der Landbesitz war in die Hände weniger Vornehmen, die sich Optimalen nannten, gekommen. Diese hatten auch die Ländereien, die dem Staate gehörten, den sogenannten ager publicus, unter sich getheilt und ließen diesen durch ihre Sclaven bebauen; so sank der Ackerbau, früher ein so geehrter Erwerbszweig, immer mehr zu einer verächtlichen Beschäftigung herab. Da fühlte nun Gracchus Mitleiden mit dem verarmten Volk, und als er zum Volkstribunen ernannt war, erneuerte er ein schon früher
6*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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$
— 46 -
seines Reiches zu ordnen, als ihn der Tod zu Babylon, welches die Hauptstadt werden sollte, im Jahre 323 v. Chr. G. ereilte. Er war erst 30 Jahre alt; die Ursache seines frühen Todes waren hauptsächlich die großen Anstrengungen und Strapazen, die er seit zwölf Jahren bestanden hatte, wozu noch Unregelmäßigkeiten in der Lebensweise, Venen er sich ergab, hinzutraten. Er hatte über seine Nachfolge nichts bestimmt, und so entstanden unter seinen Feldherrn lange und blutige Kriege, die damit endigten, daß sich aus seinem Reiche neben einigen kleineren drei besonders hervorragende bildeten, das ägyptische, syrische und macedonische. Später wurden diese alle eine Beute der Römer.
§. 19. Einiges über Ilegyptm.
Unter diesen Reichen ist das merkwürdigste Aegypten. Dieses Land erhielt bei der Theilung Ptolemäus Lagi und vererbte es auf seine Nachkommen, bis es im Jahre 33 v. Chr. eine römische Provinz wurde. Die Hauptstadt war Alexandria; hier blühte Handel und Gewerbe und seit jener Zeit griechische Wissenschaft und Kunst.
Doch wollen wir die höchst einförmige Geschichte der Ptolemäer hier nicht erzählen, sondern benutzen diese Gelegenheit blos, um Einiges aus der älteren Geschichte dieses Wunderlandes nachzuholen.
Aegypten ist vom Nil durchflossen und verdankt diesem Strome seine Fruchtbarkeit und Cultur. Jährlich im Juli schwillt der Fluß in Folge des Schmelzens der ungeheuren Schneemassen im Innern Asrika's an und überschwemmt das Land bis zum October. Er führt eine Menge Schlamm mit sich und befruchtet so das Land, das nach Zurücktreten des Wassers besät und bepflanzt wird und dann reichliche Ernten trägt. Um' das Wasser auch in die entfernteren Theile des Landes zu leiten, hatten schon die alten Aegyter Kanäle und großartige Wasserleitungen angelegt. Aber auch in anderer Hmstcht zeichneten sich die Einwohner durch hohe Cultur aus; wir bewundern noch jetzt die Pyramiden, viereckige, nach oben spitz zulaufende Gebäude aus großen Qnaderstelnen, oft von ungeheurer Höhe (die des Cheops ist noch jetzt 465 Fuß hoch); sie dienten zu Grabstätten der Könige. Ferner sind die Obelisken zu merken, viereckige, oben schmäler
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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merke man sich namentlich den Fluß Rnbicon. In Mittelitalien lag die Provinz Latium, deren Einwohner Latiner hießen, und in ihr die Stadt Rom größtentheils auf dem linken Ufer des Tiber auf sieben Hügeln, unter denen man sich den Capitolinischen, Palatinischen, und Aventinischen merke. Andere Landschaften waren Etrnnen, ungefähr das heutige Toscana, Campanien, eine äußerst fruchtbare Provinz, die deßhalb das glückliche genannt wnrde, Samninm m den heutigen Abruzzen, von den tapfern und einfachen Sammten bewohnt, und in Unteritalien Apulien, südwestlich vom Sporn Italiens, nebs Calabrien.
Ueber die Abstammung der ältesten Bewohner Italiens laßt sich nichts Sicheres sagen; die Hauptmasse der Bevölkerung bildete ein Stamm, der mit den Griechen sehr nah- verwandt war, weshalb sich anch in den Sprachen sehr viel Aehnlichkeiten finden und bte Religion beider Völker im Wesentlichen übereinstimmt, s° daß das oben von der griechischen Götterlehre Gesagte auch für die Römer gilt. Ein eigenthümlicher Gott war bei den letzteren noch bei 3 an ns, der Gott alles Anfanges und Beginnens, dessen Tempel im Frieden geschlossen, im Krieg dagegen geöffnet wurde. Auch die Hirtengöttin Poles und der Waldgott Silvanu« finden sich bei den Griechen nicht, wie denn der G°tt Saturuns nicht gan; dem gr.-ch» schen Chronos entspricht. Dieser Saturuns herrscht- zu der Zell !° erzählt die Sage, als auf Erden Friede und Glückseligkeit herrsch -n, die man das goldene Zeitalter zu nennen pflegt. .ll« er der Herrschaft der Welt dnrch feinen Sohn Jupiter beraubt war, floh er nach Latium und wurde dort König; zum Andenken au d.e gluck. [Wie Heit, die das «and unter feiner Regierung verlebte, feierten Römer alljährlich im December das Fest der Satnrnalien, an welchem die Sclaven für eine knrze Zeit Freiheit genoffen und sogar von ihren Herrn bedient wurden. Die Römer der aliejien Z waren ein einfaches Volk von strengen, oft rauhen Sitten, an_ har e Arbeit, an Ackerbau nnb Krieg gewöhnt. Dies änderte sich sie ch in der spätern Zeit sehr, so daß Schwelgerei und S.ttenlofiglett,ast bei keinem Volke mehr Platz gegriffen haben, als bei ihnen Uebr. gen« beherrschten die Römer nicht gleich im Mang a I I Italien, sondern eroberten sich in fortwährenden Kriegen da,selbe
allmählich.
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